Wir wohnen in der mittleren Etage eines Mietshauses mit drei Stockwerken und insgesamt vier Mietsparteien und bis vor ca. einem Jahr war die Welt noch in Ordnung – wir fühlten uns sehr wohl dort. Mit den Nachbarn verstanden wir uns gut und sie respektierten unseren Wunsch nach einer möglichst strahlungsfreien Wohhnumgebung. Alle DECT-Telefone liefen im ECO-Modus, sofern überhaupt vorhanden und WLAN wurde nur eingeschaltet, wenn es wirklich gebraucht wurde, letztendlich waren das nur wenige Stunden pro Woche. Damit kann man dann gut leben.
Aber Anfang diesen Jahres kam es dann wie es kommen musste, die Mieter unter uns wechselten. Dummerweise haben wir nicht nur eine Partei unter uns, sondern gleich zwei. Unter dem hinteren Teil unserer Wohnung, in dem sich Büro und Schlafzimmer befinden, liegt eine kleine Einraumwohnung. Unter dem vorderen Teil (Wohn-/Esszimmer, Küche und Kinderzimmer) eine 2-Zimmer Wohnung. Zuerst wurde in der 30 qm Einraumwohnung mit WLAN und dauersendendem DECT-Schnurlostelefon aufgerüstet. Dazu kam, dass das WLAN die Verbindung zum Internet mit einem UMTS-Stick herstellte. Das waren dann schon drei stark strahlende Sender direkt unter den Räumen, in denen wir uns die meiste Zeit am Tag aufhielten: Büro und Schlafzimmer. An meinem Arbeitsplatz konnte ich dann bis zu 100 µW/m² messen, im Bett bis zu 10 µW/m².
Zum Glück war der junge Mann sehr kooperativ. Wir schenkten ihm ein Telefon von Swisscom, das zuverlässig abschaltet und wir konnten uns darauf einigen, dass er den WLAN-Sender an dem Ende seiner Wohnung platzierte, der unseren Schlafplatz am wenigsten belastete. Er war außerdem bereit den UMTS-Stick nur einzuschalten, wenn er ihn tatsächlich benötigte. Bis dahin lief das zum Teil die ganze Nacht lang durch. Nicht immer findet man so viel Verständnis und Kooperationsbereitschaft, darüber sind wir sehr froh.
Allerdings blieb die WLAN Belastung und wir mussten abschirmen. Im Schlafzimmer reichte ein Abschirmgewebe im Bett um die WLAN Strahlung komplett auszuschalten. Im Büro beschränkten wir uns auf unsere Arbeitsplätze, damit kamen wir dann auf Werte zwischen 2-3 µW/m² und zunächst waren wir damit auch ganz zufrieden – tagsüber sollte das gehen, ist die gängige Meinung. Es war auch alles viel besser als zuvor und ich konnte nachts wieder schlafen.
Bei mir lösen WLAN oder auch andere gepulste hochfrequente Strahlung von DECT-Telefonen oder Handymasten vor allem Schlafstörungen aus. Zumindest ist es das, was ich warhnehmen und überprüfbar direkt auf die Strahlung zurückführen kann. Obwohl ich hundemüde bin, scheint mein Körper überwach zu sein und wie unter Strom zu stehen. Interessanterweise hatte ich zuerst gar nicht die Strahlung unter Verdacht, sondern schob es auf den täglichen Stress. Wir hatten ja gemessen, als der neue Mieter einzog und da war nichts gewesen – noch nicht, wie sich dann später heraustellte, denn die Geräte schaffte er erst ca. 3 Monate nach seinem Einzug an. Irgendwann, als es dann einfach nicht wieder besser wurde, kam ich auf die Idee nachzumessen und siehe da: kein Stress, keine Einbildung, keine psychischen Probleme – einfach Strahlungsstress. Weitere Phänomene sind in der Regel: Schmerzen im Körper, wie Muskelkater und Kopfschmerzen.
Einige Wochen später kamen die neuen Mieter in die vordere Wohnung und dasselbe Spiel ging von vorne los. Auch sie bekamen ein Telefon geschenkt. Doch auch hier blieb eine Dauerbelastung von ca. 2-3 µW/m², hauptsächlich durch WLAN übrig.
Nun sind das scheinbar relativ niedrige Werte. Baubiologisch eine schwache Anomalie und ich entschloß mich damit zu leben. Eigentlich war ich überzeugt davon, dass es gehen müsste. Seit Frühjahr hatte ich allerdings Herzrhythmusstörungen in Form von Extrasystolen. Das hatte ich vor über 15 Jahren schon einmal und es ist auch wieder verschwunden. Also machte ich mir nicht viele Gedanken darüber und war überzeugt, dass es auch jetzt wieder verschwinden würde. Ich schob es auf psychischen Stress.
Doch dann fuhren wir in den Sommerurlaub. Dort fühlte ich mich besser. Die Extrasystolen verschwanden völlig. Dafür kann es natürlich viele Gründe geben. Eigentlich kam es mir erst so richtig zu Bewußtsein, dass es im Urlaub weg war, als es wieder schlechter wurde, nachdem wir einige Tage zuhause waren. Da begann ich nachzudenken. Wir beschlossen weiter abzuschirmen, so dass die dauernde Gesamtbelastung auf jeden Fall unter 1 µW/m² bleiben sollte. WLAN konnten wir komplett abschirmen, der verbleibende Rest stammt von einem UMTS-Mast in der Nähe.
Damit verschwanden die Extrasystolen vollständig. Ich war selbst verblüfft, trotz all meines Wissens hatte ich nicht wirklich geglaubt, dass es tatsächlich damit zu tun haben könnte.Ich vermutete selbst eher psychische Gründe. Bewiesen ist damit auch nichts, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass die WLAN Strahlung für die Herzrhythmusstörungen verantwortlich war.
Mein Mann und ich hatten außerdem eine etwas außergewöhnliche Wahrnehmung, nachdem wir dann letztendlich maximal abgeschirmt hatten. Sowohl im Büro, als auch im Schlafzimmer, sind wir tatsächlich in den Bereich von 0,1-0,2 µW/m² gekommen, das ist baubiologisch „keine Anomalie“. Plötzlich hatten wir beide in diesen Räumen das auffällige Gefühl von „Stille“, wie wenn ein Lärm, der die ganze Zeit da war, einfach verschwunden wäre. Es war ein körperliches Gefühl und dummerweise kann man diesen Lärm nicht mit den physischen Ohren hören. Meßgeräte allerdings können die Funkstrahlung in akkustische Signale umsetzen, die dann auch unser Ohr hören kann. Mir scheint es aber, dass der Körper diesen „Lärm“ immer hört. Irgendwie hat man sich scheinbar daran gewöhnt, es ausgeblendet, und erst wenn es dann nicht mehr da ist, nimmt man überhaupt wieder war, dass da etwas gewesen und es jetzt tatsächlich anders ist.
Ich habe daraus wieder Einiges gelernt: Zum Beispiel wie schwer es selbst für mich ist, die ich so Vieles über Funkstrahlung und ihre Auswirkungen weiß, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mir wirklich bewußt zu sein, was etwas bewirken kann, das man nicht direkt sieht, hört, fühlt und dessen Folgen so diffus und individuell unterschiedlich sein können. Wie leicht man es verdrängt und glauben möchte, dass es schon irgendiwe geht oder einfach andere Gründe hat. Wie schnell man sich auch von kollektiven Übereinstimmungen und Meinungen beeinflussen lässt („das macht doch alles nichts“, „die Strahlungsintensität ist viel zu gering um etwas zu bewirken“). Dass tatsächlich auch eine schwache Anomalie als Dauerbelastung Auswirkungen haben kann und man immer alle Möglichkeiten ausschöpfen sollte, um die Strahlungsintensität auf ein Minimum zu senken.
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